Warnung für Anleger: Seltene Erden als Anlageidee reicht nicht
Grüne Technologien benötigen Seltene Erden zur Produktion. Auf diesen Zug wollen viele Minenbetreiber und auch Anleger aufspringen. Das US-Bergbauunternehmen Molycorp startete neu durch und fiel tief.
2011 explodierten die Preise für Seltenerdmetalle und fielen inzwischen wieder auf ein normales Niveau zurück. Damit rechnen sich viele der langfristigen Projekte, die auf weiter steigende Preise für Rohstoffe gesetzt hatten, schlicht nicht mehr. Es traf mit Molycorp offenbar sogar einen Branchenriesen, der Probleme mit seinem Geschäftsmodell hat.
Molycorp
Die Aktie von Molycorp, einer der weltweit größten Produzenten von Seltenen Erden, wurde letzte Woche kurzzeitig vom Handel ausgesetzt, weil der Kurs um über 13 Prozent abgestürzt war. Gerüchte über Ermittlungen der US-Börsenaufsicht SEC machten die Runde. Die Aufseher hätten eine Untersuchung gegen den Minenbetreiber eingeleitet, da der Konzern es mit der Genauigkeit seiner Pflichtmitteilungen nicht so genau genommen haben soll. Inzwischen bestätigte Molycorp diese Gerüchte und teilte mit, man arbeite mit der SEC zusammen.
Aber das letzte Scharmützel am Aktienmarkt ist vermutlich nur ein Nebenschauplatz, wenn man den Aktienkurs des Minenbetreibers im letzten Jahr erklären will: Am 8. November meldete Molycorp für das dritte Quartal 2012 einen Verlust von 18,9 Millionen US-Dollar (USD) oder 19 Cent je Aktie. Nach einem Gewinn von knapp 40 Millionen USD im Vorjahr.
Der Umsatz lag bei 205,6 Millionen USD. Vor allem für den Hoffnungsträger, die Mine Mountain Pass in Kalifornien waren Verluste angefallen. Die Mine war bislang wegen unrentabler Abbaumöglichkeiten – Umweltschutzauflagen kosteten zu viel Geld – stillgelegt worden. Genau auf dieser weltgrößten Mine außerhalb Chinas beruhten die Hoffnungen vieler Anleger und Nachfrager nach Seltenerdmetallen. Was die Hersteller von Flatscreen-Bildschirmen und Windturbinen erfreuen dürfte, nämlich fallende Preise für einige dieser Rohstoffe ist aus Sicht der Minenbetreiber natürlich eine mittlere Katastrophe.
Das Problem mit der Euphorie
Molycorp hatte sein Phoenix-Projekt – die Geschichte mit der Asche – in Gang gesetzt und startete in Kalifornien einen neuen Anlauf zum Abbau Seltener Erden. Phoenix besteht aus mehreren Phasen, um die Kapazität der einstmals unrentablen Mine wieder in Gang zu setzen (siehe Titelbild). Da Unternehmen berichtete ebenfalls euphorisch von den eigenen Fortschritten.
Der Aktienkurs von Molycorp war getrieben von den zahlreichen Berichten über Seltene Erden. Scheinbar jeder spekulativ orientierte Anleger war 2011 auf der Suche nach dem Heiligen Gral, um sich am Boom zu beteiligen. Molycorp notierte im April 2011 mit einem Aktienkurs von in der Spitze 80 USD. Seither kennt der Wert nur eine Richtung. Am Dienstag (13.11.2012) lag der Kurs bei nur noch 6,67 USD.
Dabei warnten Experten schon frühzeitig vor zu viel Euphorie. Zudem ist das Geschäft mit Seltenen Erden eher undurchsichtig, denn diese Metalle werden nicht an Rohstoffbörsen gehandelt und die Qualitäten der abbaubaren Erze, welche den Rohstoff enthalten, unterscheiden sich stark voneinander. Man unterscheidet zudem zwischen leichten und schweren Metallen, die unterschiedlichen Preisentwicklungen aufweisen.
Was Anleger mitnehmen sollten
Am warnenden Beispiel Molycorp zeigt sich, dass die Emotion Euphorie und Faszination ein schlechter Ratgeber bei der Geldanlage sind. Ferner gilt: Wenn sich eine Geschäftsidee sehr gut anhört, reicht das noch lange nicht für ein erfolgreiches Investment. Bei Seltenen Erden, die vor allem bei vielen sogenannten grünen Technologien zum Einsatz kommen, war das Desaster also fast absehbar. Nur etwa zehn Prozent der Minenprojekte werden überleben. Die anderen sind weniger rentabel als erhofft.
Hintergrundmaterial
Was ist eigentlich eine seltene Erde?