Deutsche sparen kollektiv falsch
Am Weltspartag stellte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) umfangreiches Datenmaterial zum Sparen in Deutschland vor. Unser Fazit: Deutsche sparen immer noch falsch.
Nur die Franzosen sparten etwas mehr als die Deutschen. Die deutsche Sparquote lag bei 10,4 Prozent. Die durchschnittliche Sparquote im Euroraum notiert mit 8,1 Prozent. Die Zahlen zeigen eindeutig: Das Problem der Deutschen ist nicht die geringe Höhe der Ersparnisse. Kollektiv sparen die Deutschen immer noch falsch. So legten Bankguthaben und Geldmarktpapiere im Zeitraum 2001 bis 2011 zu. Wohingegen bei Aktien ein Rückgang von fast 40 Prozent zu verzeichnen war. Niemand sollte die Vorsicht in Zeiten der Krise vorwerfen, aber dennoch ist der Umgang mit Risiko bei der Geldanlage fragwürdig und zyklisch falsch motiviert. Zu Beginn der Dekade wurden hingegen übermäßige Risiken in der Euphorie eingegangen. Die New Economy damals fand jedenfalls ein jähes Ende.
Einige Fakten
- Insgesamt haben die Bundesbürger im Jahr 2011 fast 173 Milliarden Euro an Ersparnissen gebildet, nahezu die gleiche Summe wie im Vorjahr.
- Die Sparquote ging von 10,9 Prozent im Vorjahr auf 10,4 Prozent 2011 zurück. Sie lag damit etwas unter dem langjährigen Durchschnitt von 10,9 Prozent.
- Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen davon aus, dass die Sparquote sich auch 2012 und 2013 in etwa auf diesem Niveau bewegt.
- In die Sachvermögensbildung flossen mit 43,5 Milliarden Euro fast 11 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor, das war der höchste Wert seit dem Jahr 2001.
- Die Geldvermögensbildung lag mit netto 138 Milliarden Euro um rund 12 Milliarden Euro unter dem Vorjahr.
- Sicherheit stand für die Bundesbürger im Jahr 2011 bei der Geldanlage erneut absolut im Vordergrund. Profitiert haben davon vor allem die Anlagen bei Kreditinstituten mit einem Drittel der Nettoanlagen und Versicherungen mit 56 Milliarden Euro an Zuwächsen.
- Wertpapiere erwarben die Bundesbürger nur für knapp eine Milliarde Euro.
Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, stellte das Vermögensbarometer 2012 vor: „57 Prozent der Deutschen beurteilen ihre finanziellen Lebensumstände mit „sehr gut“ oder „gut“. Das ist ein absoluter Spitzenwert. 2005 lag der Anteil noch bei 40 Prozent, seitdem ging es schrittweise nach oben. Tatsächlich sind die verfügbaren Haushaltsnettoeinkommen im ersten Halbjahr 2012 weiter angestiegen, im Durchschnitt um 2,8 Prozent. Und auch über den Erwartungen für die nächsten zwei Jahre steht groß das Wort „Optimismus“: Mehr als vier von fünf Bundesbürgern gehen davon aus, dass ihre finanzielle Situation gleich bleiben oder sich sogar verbessern wird.“
Das Sparbuch erwies sich mit Abstand als beliebteste Anlageform der Bundesbürger. Zwei Drittel der Befragten benannten das Sparbuch als bevorzugte Anlageform. Mit einem Plus von neun Prozentpunkten, dem größten Zuwachs in 2011 führt es die Liste der beliebtesten, Vorsorgeformen an. Ebenfalls beliebt waren die Rentenversicherung, die Kapitallebensversicherung und der Bausparvertrag. Immerhin: Rund 30 Prozent der Sparer wollen laut Vermögensbarometer 2012 eine Immobilie erwerben.
Die Sparkassen waren die beliebtesten Kreditinstitute – und das trotz seit Jahrzehnten missglückter Werbespots. Aber die Kunden schätzen offenbar das etwas biedere Image der Sparkassen, die in der Finanzkrise weitgehend von Skandalen verschont blieben.
Das Vermögensbarometer 2012 ist eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Untersucht werden die Einstellungen der Bundesbürger zur Vermögensbildung und zur Altersvorsorge. Für das Vermögensbarometer wurden 2.000 Bundesbürger vom Meinungs- und Wirtschaftsforschungsinstitut icon befragt.
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