Sind Pokergewinne steuerpflichtig?
In der Pokergemeinde herrscht Aufruhr. Die Finanzämter wollen deutsche Pokerspieler besteuern. Der Pokerspieler Eddy Scharf tritt gegen das Finanzamt an.
Pokervermarkter behaupten schon immer, dass Pokern kein Glücksspiel, sondern ein Geschicklichkeitsspiel ist. In den USA gehört dieser Ansatz sogar zur Strategie, um das Online-Pokerspiel zu legalisieren. Es gibt sogar Fürsprecher aus Universitäten, die Poker als Lernstoff zum Herausbilden von bestimmten Fähigkeiten einsetzen. Jetzt versucht ein bekannter Spieler aus Deutschland das Gegenteil zu beweisen.
Der Fall Scharf
Poker ist ein Glücksspiel meint Scharf neuerdings. Zumindest kurzfristig betrachtet und für das Finanzamt Köln-Mitte. Scharf formulierte das bisher so: „Persönliche Fähigkeiten und ein tieferes Spielverständnis“ können das Ergebnis zu den eigenen Gunsten beeinflussen.
Bislang ist das Glücksspiel Poker um Geld in Deutschland nur im Kasino erlaubt. Spielen um Geld in der Öffentlichkeit ist verboten, weshalb bei Turnieren Sachpreise ausgeschüttet werden. Daher wollen die Finanzbeamten in Köln Scharf jetzt eine gewerbliche Tätigkeit nachweisen. Für Eddy Scharf geht es um die Frage, ob er Steuern nachzahlen muss. Pokerspieler sind Statistikfreaks und daher wird über Erfolge gerne Buch geführt. So weist die Homepage „The Hendon Mob“ für Scharf seit 1996 eine Gesamtgewinnsumme in Höhe von 1,3 Millionen US-Dollar aus. Das sind allerdings nur Offline-Turniere in Kasinos beispielsweise und Startgelder werden auch nicht abgezogen. Die Gesamtbilanz aller Einnahmen und Ausgaben von Scharf dürfte völlig anders – viel schlechter aussehen.
Scharf müsste bei systematischer Auslegung der Gesetze natürlich neben Gewinnen auch Verluste, Startgelder sowie Hotel- und Reisekosten absetzen können. Im Nachhinein wird es jedoch schwierig sein, diese Kosten minutiös aufzudröseln.
Aber: Auf der anderen Seite gibt es auch in anderen Disziplinen, wie beispielsweise beim Schach, Pauschalbesteuerungen für ausländische Preisträger in Höhe von 20 Prozent der Gewinnsumme.
Die Denkfehler der Pokergemeinde
In den aufgeschäuchten Poker-Foren gibt es Spieler, die aus der Illegalität des Onlinespielens folgern, der Staat dürfe nicht bei den Preisgeldern zugreifen. Das ist natürlich nicht mit dieser einfachen Logik zu beurteilen. So unterliegen beispielsweise Prostituierte schon längere Zeit der Besteuerung, obwohl die Tätigkeit bis zur Gesetzesregelung vom 20. Dezember 2001, als sittenwidrig eingestuft wurde. Der Staat besteuert also auch illegal erworbenes Kapital gerne.
Aber vielleicht ist Poker auch nichts anderes als Hobby? Man muss wissen: Eddy Scharf war zudem noch als Kommentator aktiv und wurde als Profi eingestuft. Profis erhalten beispielsweise bei Pokersites Vorteile, insofern ist es zumindest diskutierenswert, wenn jetzt die deutschen Spieler nichts von ihrer Profi-Eigenschaft mehr wissen wollen. Etwa hundert Pokerspieler in Deutschland sollen kürzlich Post vom Finanzamt bekommen haben, wegen ihrer Gewinne. Eddy Scharf könnte seine Popularität jetzt sogar schaden: Einnahmen aus Honoraren im TV dürften für Scharf ohne Einschränkung steuerpflichtig sein. Und hieraus leitet sich dann das gewerbsmäßige Agieren ab.
In der Pokercommunity argumentieren einige, dass die Kosten des Pokerns voll absetzbar bei der Einkommensteuer sein müssten. Das ist natürlich auch eher Wunschdenken. Der Gesetzgeber kann nämlich Einschränkungen vornehmen. So ist beispielsweise bei Geldanlegern das Aufrechnen von Verlusten aus Wertpapiergeschäften auch nur gegen Gewinne aus dieser Art der Gewinnerzielung möglich.
Was vom Geld übrig bleibt – oder nur die Bank gewinnt immer
Es gibt für die Pokerbranche noch einen anderen Aspekt. Falls jetzt Eddy Scharf eine Gesamtbilanz aller Einnahmen und Ausgaben über 15 Jahre vorlegen müsste, könnte herauskommen, dass beim Poker vor allem die Organisatoren gewinnen. Früher haben Pokerspieler bei Cashgames langsam gespielt. Dadurch wird der Anteil des Kasinos klein gehalten. In der heutigen Online-Zeit glauben die meisten Spieler daran, sie könnten die Statistik überlisten, indem sie möglichst viele „Hände“ spielen. Das ist naiv und kein Ausweis guter Pokerspieler.
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