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Das größte Spielkasino der Welt

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22. Januar 2012

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Das größte Spielkasino der Welt

Das Geschäft mit dem Geld ist das größte Spiel aller Zeiten. Gerne wird der Vergleich mit dem Spielkasino herangezogen. Der Unterschied: Das Geschehen im Spieltempel folgt leicht verstehbaren Abläufen – an den Aktienmärkten ist das oft anders.

Viele verkopfte Theoretiker und Journalisten versuchen aus unterschiedlichen Gründen das Börsengeschehen als logische Folge darzustellen. Theoretiker suchen nach Erklärmodellen, um in Zukunft bessere Entscheidungen zu finden. Journalisten müssen aus ihrer Berichterstatter-Perspektive heraus Kursbewegungen auf einzelne Ereignisse zurückführen. Sonst würde irgendwann der Chef nachfragen, was ein Berichterstatter den ganzen Tag macht. Beide scheitern mit ihren Erklärungen an dem Geschehen, das sie beobachten. Die Hintergründe für Kursbewegugungen sind nicht rational erklärbar, sondern in dem Sinne zufälliger Natur.

Vorteil Spielbank – hier geht es rational zu

Beim Besuch eines traditionellen Spielkasinos wissen die meisten Spieler, dass sie verlieren werden und sie können sich darauf einstellen. Beim Aktienspiel ist das anders – es gibt scheinbar nur Gewinner und die weltweiten Kurswerte in den Depots aller Aktienbesitzer steigen oft längere Zeit ohne Erklärung. Das Weltvermögen erhöht sich also – oder? Das ist ein trügerischer Gedanke: Die Ursache dafür ist ein Missverständnis des Systems Börse und eine kollektive Täuschung an der viele Gruppen und Marktteilnehmer ein Interesse haben. Eine realistischere Sicht auf die Zusammenhänge an den Aktienmärkten hilft weiter. An den Börsen findet bei kollektiver Betrachtung ein ständiges Umtauschspiel von Wertpapieren statt. Käufer hoffen auf steigende Kurse und Verkäufer sind eher skeptisch oder suchen andere Chancen.

Woran man sich orientieren kann

Anleger haben keine Möglichkeit, den Markt durch ihr eigenes Verhalten zu beeinflussen. Nicht einmal Warren Buffet gelingt das. Der eigene Aktionsparamter besteht in der Planung. Diese kann der Anleger vergleichsweise leicht beeinflussen und so seinen Zielvorstellungen schrittweise näher kommen.

Niemand muss an den Aktienmärkten aktiv sein, denn höheren Chancen stehen dort auch höhere Risiken gegenüber und diese sollten Anleger nie unterschätzen. Ärgerlich ist, wenn sich hohe Risiken mit geringen Ertragschancen paaren. Solche Beispiele gibt es nicht? Das geht gar nicht bei funktionierenden Märkten? Geht doch. Lehman Brothers und Griechen-Anleihen sind Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Trotz relativ niedrig verzinster Anlagen drohte oder droht der Totalverlust – etwas was in der Theorie nicht vorkommen sollte, aber in der Praxis keine Seltenheit ist. Rationale Märkte und Entscheidungen im größten Spielkasino der Welt sind ein Hirngespinst von Wissenschaftlern und Journalisten.

 

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Der Autor

Thorsten Cmiel

Thorsten Cmiel ist Chefredakteur von Investment Alternativen. Der studierte Ökonom ist seit über 15 Jahren als Finanzjournalist und Buchautor tätig.